Zugegeben, manch einer kann es vielleicht nicht mehr hören, jeden Tag die gleichen Vokabeln - Gewitter, Unwetter, Überschwemmungen und, und, und. Auch mancher Meteorologe würde sicherlich gerne mal wieder etwas anderes in den Wetterbericht schreiben, aber die derzeitige Großwetterlage entpuppt sich als äußerst zäh und quasistationär. Nachdem zu Wochenbeginn vor allem der Südwesten mit schweren Gewittern zu kämpfen hatte, traf es am Dienstag vor allem Teile Nordwest- und Mitteldeutschlands. In einem Streifen, der etwa von der Elb- und Wesermündung über das östliche Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bis ins südwestliche Sachsen und nach Nordbayern reichte, kam es zu schweren Gewittern, deren markanteste Begleiterscheinung der Starkregen war. So fiel z.B. im Land Wursten (zwischen Cuxhaven und Bremerhaven) rund 50 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von ein bis zwei Stunden (Langen-Holssel brachte es auf 54 l/qm). Noch dicker kam es im Süden Sachsen-Anhalts rund um Naumburg/Saale und Weißenfels, wo an mehreren Messstationen bis knapp 80 l/qm innerhalb weniger Stunden registriert wurden (Zeuchfeld 76 l/qm, Osterfeld 70 l/qm), wo nach Radarauswertungen zumindest lokal aber noch mehr gefallen sein dürfte. Wäre schließlich noch ein dritter Schwerpunkt zu erwähnen, der im Bereich des sächsischen Plauen auftrat, wobei im kleinen Ort Werda sage und schreibe 92 l/qm registriert wurden - ein Wert, der zunächst Stirnrunzeln und Fragezeichen aufwirft, der aber durch Radarmessungen gestützt wird. Es ist müßig zu erwähnen, dass sowohl Kanalisation als auch kleinere Bäche und Flüsse solcher Wassermassen in diesem kurzen Zeitrahmen nicht Herr werden können, die entsprechenden Folgen sind bekannt und plakativ in sämtlichen Nachrichten gelaufen. Auch am heutigen Mittwoch und am Donnerstag bleibt uns das Thema "Schwergewitter, Starkregen etc." erhalten, wobei sich der regionale Schwerpunkt dieser Wettererscheinungen nun wieder mehr in den Westen und Süden des Landes verlagert. Dabei wird einmal mehr deutlich, wo die Grenzen der Vorhersagbarkeit in der Meteorologie liegen. Natürlich wäre es schön, einen Tag oder zumindest einige Stunden vorher bereits genau zu wissen, wo genau die Gewitter wie stark zuschlagen, und welche Landstriche davon verschont bleiben. Manchmal sind es nämlich nur wenige Kilometer, die zwischen sintflutartigem Regen und total niederschlagsfrei liegen. Erst wenn der Initialfunke sozusagen gezündet wird, d.h. ein Gewitterherd unmittelbar am entstehen ist und mit Hilfe von sogenannten Remote-Sensing- Messverfahren (Satellit, Radar, Blitzortung) erfasst wird, können detaillierte Vorhersagen gemacht werden. Vorher beschränkt sich die Vorhersage im Wesentlichen auf das Benennen größerer Gebiete, in denen das Auftreten solcher Gewitter wahrscheinlich oder möglich ist. Unwahrscheinlich oder sogar unmöglich - soviel sei abschließend noch gesagt - sind Gewitter derzeit im Nordosten des Landes, wo das Hoch "PEER II" nach wie vor für die Zufuhr trockener Warmluft sorgt. Während weiter südwestlich also in einigen Regionen deutlich zu viel Regen fällt, wird hier die Trockenheit zu einem immer größeren Problem.